Nanomaterialien können auf verschiedenen Wegen in den menschlichen Körper gelangen. Diese Aufnahmewege macht sich die Medizin zielgerichtet und bewusst zu Nutzen. Medizinische Anwendungen unterliegen einer strengen Abschätzung von Risiko und Nutzen. Überwiegt der Nutzen für den Patienten, werden auch bestimmte Risiken (Nebenwirkungen) in Kauf genommen.

Anders verhält es sich jedoch bei einer unabsichtlichen Aufnahme von Nanomaterialien. Hier soll es zu keinen unerwünschten Wirkungen kommen. Am Arbeitsplatz soll dies durch Sicherheitsmaßnahmen (näheres siehe "Arbeitswelt") verhindert werden.

 

Wie gelangen Nanomaterialien in den Körper?

Der menschliche Körper kann grundsätzlich Stoffe auf verschiedenen Wegen aufnehmen:

 

  • Über die Lunge (inhalative Aufnahme) durch Einatmen:
    Größere Teilchen werden allerdings bereits in den oberen Atemwegen (Nase, Mund) zurückgehalten, kleinste Partikel können aber unter Umständen bis in die Lungenbläschen vordringen und dort u. a. ihre (gewünschte) Wirkung entfalten, sich dort ablagern oder in den Blutkreislauf übertreten.
  • Über die Haut und die Schleimhäute (dermale Aufnahme) z. B. durch Auftragen einer Creme: Gesunde Haut bietet nach derzeitigem Wissensstand einen guten Schutz gegenüber dem Eindringen von Nanomaterialien.
  • Über den Magen-Darm-Trakt (orale Aufnahme) z. B. durch Verschlucken: Von dort können die Stoffe in den Blutkreislauf gelangen und im Körper verteilt werden.
  • Direkt über den Blutkreislauf (parenterale Aufnahme): z.B. in Form von Injektionen oder Infusionen
  • Über den Riechnerv (olfaktorischer Weg) können (im Tierversuch) kleinste Partikel direkt in das Gehirn vordringen.

Auf diesen Wegen können unter bestimmten Bedingungen auch freie Nanomaterialien in den menschlichen Körper gelangen. In den meisten Anwendungen und Produkten liegen Nanomaterialien jedoch in gebundener Form vor, sodass ein mögliches Gesundheitsrisiko als sehr gering eingeschätzt wird.

Im Bereich des ArbeitnehmerInnenschutzes sind allerdings entsprechende Maßnahmen zu setzen, um Personen, die Nanomaterialien herstellen oder diese verarbeiten, vor möglichen Gesundheitsrisiken zu schützen (siehe Rubrik "Arbeitswelt"). Sehr wenig ist derzeit darüber bekannt, wie sich aufgenommene Nanomaterialien im Körper verteilen und wie sie sich verhalten.

 

Erwartungen der Medizin

ExpertInnen aus dem Bereich der Medizin setzen hohe Erwartungen in den Einsatz von Nanotechnologien, sowohl in der Therapie als auch in der Diagnose von Krankheiten.

In der Therapie könnten Nanomaterialien als Trägersysteme verwendet werden, um sicherzustellen, dass Medikamente in spezielle Regionen des Körpers gelangen und am Weg dorthin keine unerwünschten Nebenwirkungen verursachen. Nanomaterialien können aufgrund ihrer Größe auch natürliche "Schranken" des Körpers überwinden (wie z.B. die Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn besonders gut gegen Fremdstoffe schützt). So können Wirkstoffe auch gezielt in solche Bereiche des Körpers gebracht werden. Weiters kann eine reduzierte Wirkstoffmenge eingesetzt und dadurch auch eine Verringerung von Nebenwirkungen erzielt werden. Weiters wird auch an neuen Therapien zur Bekämpfung von Krankheiten geforscht.


Aber nicht nur bei der Therapie, sondern auch zur frühzeitigen Diagnose einer Krankheit können Nanomaterialien eingesetzt werden. Zum Beispiel könnten Krebszellen markiert werden, wodurch Position und Größe eines Tumors festgestellt werden kann. Mehr zu medizinischen Anwendungen.